Kranke Phantasie
Endlich, das letzte Buch der „Krieg der Dunkelelfen“-Saga ist erschienen: Auferstehung. Habe lange drauf gewartet… ich will euch mal was vorlesen ;-)
Inthracis saß auf seinem Lieblingsplatz, dem Thron mit der hohen Rückenlehne, der aus Knochen geschaffen worden war, die ein Mörtel aus Blut und zermalmter Haut zusammenhielt. Bücher und Schriftrollen, die Werkzeuge seiner Forschung, lagen auf dem ausladenden Basalttisch vor ihm. Zu allen Seiten ragten die Wände der Bibliothek drei Stockwerke hoch auf.
Die Bibliothek war ein Bestandteil seiner Festung Leichenstatt. Augen sahen Inthracis aus den Wänden heraus an, die wie die Böden und Decken alle aus dem gleichen Stoff bestanden. Die aufgetürmten Überreste Tausender und Abertausender halbintelligenter, magisch konservierter Leichname, die die Friedhöfe von über hundert Städten hätten füllen können, bildeten die Ziegelsteine der Festung. Er selbst sah sich als Kunsthandwerker, als Fleischmetz, der die ächzenden und stöhnenden Gestalten in jede Form brachte, die er gerade benötigte. Bei der Auswahl der Baustoffe war Inthracis nicht anspruchsvoll, da er jede Art von Körper nahm und in die erforderliche Form brachte. Sterbliche, Dämonen, Teufel und selbst andere Yugoloths waren Teil der Mauern von Leichenstatt geworden. Inthracis war ein gerecht handelnder Mörder, der bei seinen Opfern keinen Unterschied machte. Jedes Wesen, das ihm bei seinem Aufstieg in der Ultrolothen-Hierarchie der Blutkluft im Weg stand, wurde zu einem Teil der Mauern, zerfallend und dem Tod nahe, aber empfindungsfähig genug, um Schmerz zu spüren, lebendig genug, um zu leiden und zu stöhnen.
Er lächelte. Von seinen Toten und seinen Büchern umgeben zu sein, wirkte immer beruhigend auf seinen Geist. Die Bibliothek war seine Zuflucht, wenn er Ruhe suchte. Der Gestank verwesenden Fleischs und das würzige Aroma des Konservierungsmittels, das die Pergamente schützte, sorgten dafür, daß seine Nebenhöhlen ebenso befreit wurden wie sein Verstand.
Wenn das keine kranke Phantasie ist… ;)